Usbekistan

WARUM HAT DER NEUE BEITRAG SO LANGE GEDAUERT?

In Duschanbe hat es Mitte Mai einen Gefängnisaufstand gegeben, der von IS-Häftlingen angezettel und bei dem über 30 Tote zu beklagen waren. Seit dem waren sämtliche Google-Funktionen, Datei Up- und Download-Funktionen in Usbekistan gesperrt. Ohnehin ist hier das Internet extrem langsam und schlecht ausgebaut. So habe ich stets mein Tagebuch nur als Textfile abgespeichert und erst heute (31.05) in Osh/Kirgisistan online gestellt. Es fehlen noch einige Tage die ich noch nachreichen werde. Die Überquerung des Pamirs hat an unserem Kräften gezerrt, so dass ich dies nun langsam nachholen erde. Zunächst steht morgen ein Reifenwechsel, Ölwechsel und Luftfilter reinigen an.

09. Mai 2019

Wolfgang und Seyda standen mit Ihrem Toyota vor der Grenze am Ende einer langen Schlange von Pendlern. Wir wollten heute irgendwo in der Halbwüste unser Nachtlager aufschlagen. Aber bis zur gemeinsamen Weiterfahrt kann das jetzt noch Stunden dauern. Als sich für mich die Grenztore nach Usbekistan öffneten, hatte ich die Wahl, entweder auf die linke Seite der Straße zu wechseln, wo mit großen Lettern ein Café beworben wurde, oder die kleinen Lehmhäuser auf der rechten Seite anzusteuern, wo die meisten Einheimischen auf einer provisorischen Bank saßen und auf irgend etwas warteten. Ich entschied mich für die rechte Seite, um hier auf die beiden zu warten.

In einem der Häuschen gab es eine Art Kantine und dort holte ich mir erst einen lecker Kaffee und eine Art Pfannkuchen und setzte mich vor dem Haus aufs Holzbrett. Sofort standen zwei Usbeken auf, um mir den Platz neben einer labilen Ablage anzubieten um meine Kaffeetasse dort abstellen zu können. Jede Bewegung auf der Bank führte gleich zum Überschwappen meines Kaffees und so zog sich alsbald ein kleiner Kaffeefluss entlang der Holzmaserungen. Aber das macht nichts. Ich solle mir gliech einen neuen holen wenn dieser leer ist. Bei umgerechnet 30 Cent pro Kaffee auch kein Problem.

Es dauerte nicht lange, da wurden mir die üblichen Fragen gestellt: woher und wohin und ob ich russisch sprechen kann. Leider nein. Als dann ein Depp dazu kam und Heil H****r als ziemlich misslungenen Witz zum besten gab, konnte ich an den Mienen der anderen erkennen, wer etwas gebildet war und wer nicht. Ein Usbeke wandte sich sogar von der Gruppe ab und stellte sich auf die andere Seite neben mich. Eine nette Unterhaltung begann auch ohne viel Deckungsgleichheit in der Sprache. Er war Tischlermeister und Restaurator in Kirchen und Kathedralen und bekam seine Aufträge über die Landesgrenzen hinweg bis nach Russland hinauf. Es waren beeindruckende Möbelstücke die er mir auf seinem Smartphone präsentierte. Seine fehlenden 4 Fingerkuppen konnten auch die letzten Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Erzählungen zerstreuen.

Endlich konnte ich den Dachaufbau des Toyotas hinter dem Eisentor entdecken. Und machte mich sogleich startklar. Die beiden waren relativ entspannt, trotz der langen Wartezeit für die Ausreise. Und so fuhren wir gemeinsam los, ich vorne weg. Die Straßenqualität war mir ja bereits hinlenglich bekannt und somit wenig überraschend. Per Handzeichen deudete ich auf die Schlaglöcher die mir den Rahmenbruch verursachten und nach 20km auch den Ort, wo wir den Schweißer aufgesammelt hatten. Nach vier Stunden über diese elende Straße hatten wir die Nase voll. Immerhin überlebten wir schadlos die ersten 200km bzw. von unserem morgendlichen Startpunkt in Beineu aus insgesamt 280km.

Weitere 470km bis Xiva, wo ich Klaus und Ralf wieder treffen wollte, lagen am nächsten Morgen noch vor mir. Wolfgang und Sheyda wollten am nächsten Tag den Abstecher zum Aralsee machen. Aber jetzt hieß es erst einmal einen Lagerplatz in der Steppe finden, um dann gemütlich unser kühles Bierchen zu trinken. Das hatten wir kurz vorher in einem kleinen Magazin an der Straße gekauft. Dann kamen die Vorzüge eines Campingautos im Vergleich zum Motorrad zum Tragen. Die beiden hatten ständig 200Liter aufgeheiztes Duschwasser zur Verfügung, dass über den Kühlkreislauf des Autos während der Fahrt aufgeheizt wurde. Natürlich gab es in dem kleinen Toyota keine Nasszelle, aber eine Außendusche. Doch ohne Badelatschen auf diesem Steppenboden war das keine gute Idee. Sobald der sandig, erdige Boden nass wurde, klebte der Schlamm an den Füßen, wie damals an meinen Reifen bei meinem Ausflug ins Feld.

Bei einem schönen Sonnenuntergang und diesen lauwarmen Temperaturen schmeckte das Bier besonders gut. Wir einigten uns darauf, am nächsten morgen zeitig und schnell zu Frühstücken und dann die angenehmen Morgentemperaturen zum Fahren zu nutzen. Nur mit meiner Luftmatratze und Schlafsack legte ich mich neben mein Motorrad und genoss noch für wenige Augenblicke den gigantischen Sternenhimmel.

10. Mai 2019

Noch vor Sonnenaufgang war ich wach und schoss ein paar Bilder. Aber aus einem zeitigen Aufbruch von unserem Lagerplatz wurde nichts. Erst bekamen wir Besuch von einem etwas komischen Vogel, der ziemlich neugierig und anfangs auch etwas scheu sich immer weiter unserem Frühstücksplatz näherte. Seine Absichten waren eindeutig: klauen was nicht niet- und nagelfest ist. Wer jetzt denkt ich rede von einem komischen Usbeken - nein wirklich von einem Vogel! Etwas größer als eine Ente, grau- braunes Federkleid mit schwarzen Angeberfedern am Hals, die er unter Bedrängnis auffächert um größer zu wirken. Wolfgang und ich hatten mit dem Tier unseren echten Spaß und knipsten und filmten ihn. Er näherte sich immer weiter, erst wurden die blauen Stöpsel der Wasserflaschen angeknabbert, dann ein Gummi am Tischbein und schließlich klaute er ein Stück Weißbrot und rannte damit ca. 10m in Sicherheit. Danach verlor er jegliche Scheu und knabberte erst meine Zehen an, dann meine Finger. Erst als ich hinter einem Busch für die Morgentoilette verschwinden wollte, bemerkte ich einen identischen zweiten Vogel der noch etwas vorsichtig das Spiel seines Kollegen beobachtete. Etwas blöd wurde es nur, als mir der erste Vogel mit 2m Abstand folgte und nicht verstand, dass ich nun für 5 Minuten allein sein wollte :D

Zurück am Auto füllte ich meinen Tank mit dem von Wolfgang transportierten 5 Liter PET-Benzinkanister auf. Das sollte mit dem restlichen Sprit bis zur nächsten Tankstelle ausreichen. Wir verabschiedeten uns kurz aber herzlich und meine Triumph ackerte durch den Sand zurück auf die Straße. Die nächsten 200km waren die Fortsetzung der längsten Gerade meines Lebens und so eintönig und unbequem wie die davor. Ich war schon auf Reserve und hatte noch für ca. 20km Benzin im Tank, aber auch das sichere Gefühl noch weitere 5 Liter im richtigen Ersatzkanister zu haben, da entdeckte ich auf der gegenüberliegenden Seite die Tankstelle. Diese führte aber nur minderwertiges Benzin mit 80 Oktan. Mhhh soll ich es wagen? Meine Idee war, erst mein gutes Benzin aus dem Reservekanister und dann an der Zapfsäule mit der anderen Plörre den Tank voll machen. Auch den Reservekanister ließ ich dann wieder befüllen. Zurück auf der Straße erkannte ich keinen Unterschied mit meinem Benzin-Cocktail, weder ein klopfender Motor noch verminderte Leistung. Ganz im Gegenteil, das Motorrad lief so sparsam wie noch nie. Seit dem die Batterie in Beineu abgeklemmt war und somit der Bordcomputer resettet wurde, hatte ich statt der bis dato 4 Liter auf 100km Durschnittsverbrauch nur noch 3,4Liter auf 100km auf dem Display stehen.

Eines habe ich hier gelernt: Wenn man auf usbekischen Straßen denkt, es kann nicht mehr schlimmer werden, dann wird es schlimmer. Und wenn man denkt, klasse - endlich wieder gute Straßen, dann ist der Traum nach spätestens 100m ausgeträumt. Es war schlimm, staubig und anstrengend! Als ich langsam aus der heißen Halbwüste wieder in Gegenden kam, mit mehr Ansiedlungen und etwas Landwirtschaft, wollte mein Navi, dass ich an einer Kreuzung von der Hauptstraße nach rechts abbiege, auf eine schmalere landwirtschaftliche Straße, aber offensichtlich mit weniger Schlaglöchern und kein Verkehr. Vorsichtshalber vergewisserte ich mich nochmals ob das richtig sei - ja es schien ein shortcut auf dem Weg nach Xiva zu sein. Mit einer zügigen Fahrt entlang landwirtschaftlichen Betrieben, kleinen Dörfern und zahlreichen Maisfeldern, kam stieß ich auf ein größere Querstraße, der ich nach rechts folgen sollte. Aber was ist das? Ein riesiges Eisentor versperrte mir den Weg und dahinter standen Uniformierte. Hääähh? Dachte ich noch und fuhr bis vor das Tor. Freundlich aber bestimmend hieß es Passport! Was soll das denn jetzt? Ich zeigte meinen Reisepass, das Tor öffnete sich, dann wurde noch mein Kennzeichen fotografiert. Dann ging es zur nächsten Station, wieder 2 Uniformierte die mein Motorrad begutachteten und mich in ein Gebäude schickten zur Passkontrolle. Jetzt wird es mir aber zu bunt! Ist etwa Xiva ein Hochsicherheitstrakt oder was soll das hier? Bevor der Beamte meine Dokumente ausgehändigt bekam, stellte ich diese Frage. Es muss an der Hitze und der anstrengenden Fahrt gelegen haben, aber mir war nicht aufgefallen, dass Turkmenistan mit seinem Grenzverlauf in Usbekistan hineinragt und ich nun vor diesem Grenzübergang stand. Meine Navigation war auf kürzeste Route eingestellt und leider nicht auf die schnellste. Solange es nur eine Straße gibt in Zielrichtung, dann spielt es keine Rolle. Aber in diesem Fall verlief der kürzeste Weg tatsächlich durch das turkmenische Hoheitsgebiet. Ja wie peinlich ist dass denn jetzt? Die Grenzer werden sich sicher über mich lustig gemacht haben.

Also musste ich den ganzen Stich wieder zurück fahren, bis ich wieder auf die zuvor verlassene Hauptstraße einbiegen konnte. An einer Kilometer langen Schotterbaustelle hörte ich plötzlich wieder seltsame Geräusche hinter, als hätte ich Gepäck verloren. So war es auch. Ein Gepäckgurt hat sich seitlich vom Ortliebpacksack losgerüttelt und daran hing noch eine Wasserflasche und noch eine Kleinigkeit. Also nicht weiter tragisch. Doch kaum stand ich hinter meinem Gepäck um wieder alles richtig zu befestigen hielt hinter mir ein Auto. Ein freundlicher Usbeke begrüßte mich landestypisch mit Hand aufs Herz und Hand geben. Er erkundigte sich, ober er helfen kann. Es gab ja eigentlich nichts zu helfen. Doch er kam gleich auf die Idee die beiden Gurte mit einem Stück Seil zu verbinden. Stimmt - gute Idee. Er holte aus seinem Auto ein langes Stück Packseil, wir verknüpften die beiden Gurte damit, aber nun war das eine Ende des Seils noch zu lang. Er ging wieder an sein Auto und holte ein langes Messer heraus und schnitt das Packseil damit ab. Ich bedankte mich dafür. Der Usbeke umarmte mich gleich, doch er hielt noch sein langes Messer in der Hand und nun an meinem Rücken. Uppss! Da hatte ich doch etwas dagegen. Ich drückte sofort seinen Arm mit dem Messer weg. In dem Moment realisierte auch er die Situation und wir beide fingen an laut zu lachen. Ihm war es schrecklich peinlich und wollte mich daraufhin noch zum Tee einladen um sich bei mir zu entschuldigen. Aber in Xiva warteten Klaus und Ralf auf mich und somit zog ich es vor, gleich weiter zu fahren.

Endlich in Xiva angekommen, hatte ich keine Ahnung in welchem Hotel oder Hostel die beiden untergekommen sind. Ohne Internet konnte ich es auch nicht in Erfahrung bringen. So fuhr ich planlos durchs Stadtzentrum und entdeckte an einer Straßenkreuzung ein Hinweisschild zum Hostel Lali-Opa. Na das klingt doch sympathisch dachte ich mir und steuerte das Hostel an. Der Hostelbetreiber lud gerade etwas aus seinem Auto, sah mich, öffnete gleich das Tor zum überdachten und begrünten Innenhof und begrüßte mich freundlich. Nach der langen Fahrt ein sehr netter Abschluss in einem der schönsten Hostels bisher. Ein wenig im Kolonialstil gehaltenes Gebäude, dass noch vor 7 - 8 Jahre als zu Hause für die Hostel-Familie gedient hat. Schwere Teppiche auf dem Boden und an den Wänden mit einem Mix aus Holzdielen und Marmor-Bruchstücken als Bodenbelag. Ein zentraler Treppenaufgang der sich auf halber Höhe in einen linken und rechten Aufstieg aufteilte. An beiden Enden der Treppe befanden sich große schwere Tische mit genügend Platz für alle Hostelbesucher. Ich hatte mir einen Single-Raum genommen um meine vollgeschwitzen Sachen in Ruhe waschen zu können. Im Innenhof saß ich dann noch für eine Weile mit den anderen Hostelgästen zusammen und trank mir ein kühles Bier.

11. Mai 2019

Für 20 Dollar die Nacht war das Hostel kein Schnäppchen, aber bei einem Frühstück wie an diesem Morgen, kann ich nur 5 von 5 Sternen vergeben. Es gab lecker süße Maulbeeren, kandierte kleine Beeren wie Himbeeren, kleine Pfannküchlein, Pflaumenmarmelade, Eier, Wurst und Käse. Alles was das Herz begehrt. Mittlerweile hatte ich mich per WhatsApp mit den beiden verständigt und wußte nun das Hotel der beiden, direkt visavi vom Westeingang zur Altstadt. Ich ging zu Fuß quer durch kleine Gassen und konnte so viel mehr vom Leben der Einwohner sehen, als es später in den touristischen Gassen vorgegaukelt wird. Unterwegs hielt ich an einem großen Maulbeerbau, an dem sich gerade zwei ältere Damen bedienten. Sie luden mich gleich ein, ein paar Beeren zu probieren ... mhhhh lecker. Aber die kleinen Damen nutzten ihre Chance und ich musste ertliche zu hoch hängende Äste für sie herunter ziehen, damit sie an die Beeren kamen. Es war einfach nett und ich konnte den Tag bereits mit einem breiten Grinsen beginnen. Übrigens ernähren sich auch die Seidenraupen von diesen Beeren, bevor. - schließlich bin ja auch auf der Seidenstraße unterwegs ;-)

Das Wiedersehen mit Ralf und Klaus war wie zu erwarten sehr herzlich, denn daran hatten wir ja nach dem Rahmenbruch nicht mehr geglaubt. Nun aber stand bei herrlichem Sonnenschein und fast zu heißen Temperaturen die Besichtigung der alten Handelsstadt Xiva an. Noch in den alten Stadtmauern eingefasst und durch Zugangskontrollen abgesichert, weiß man natürlich diese alten historischen Gebäude zur sprudelnden Geldquelle zu machen. Doch der Besuch lohnt sich auch für - was alte Steine angeht - weniger begeisterungsfähige Menschen wie mich. So wie mir ein anderes Päärchen berichtete sollte man allerdings in Xiva beginnen und dann erst die Städte wie Buchara und Samarkand besuchen. Denn hier werden die Gebäude immer größer und gigantischer. In umgekehrter Reihenfolge, so erzählten sie mir, nähme die Begeisterung für Xiva stark ab. Ich selbst bin ja schon angegraut, bin aber immer froh, wenn ich mich nicht in andere, mit Bussen herangekarrte Gruppen von Silberfischchen einreihen muss, um irgendwo Einlass zu bekommen. Aber Augen zu und durch! Es gab auch Schulklassen, die sich unbedingt mit uns alten Hasen fotografieren lassen wollten. Und es gab Stellen ohne Trubel und ohne dass man zum Kauf von Seidenschals überredet wurde, wo man dafür aber die zentralasiatische, klassische Brotbackkunst live miterleben durfte. So ein frisches Brot aus einem Lehmofen ist unglaublich lecker.

Mir hat der Besuch in Xiva gefallen, zumal es mit Klaus und Ralf immer lustig ist. Vor allem wenn sich Klaus mit einem Küchenmesser bewaffnet in einem Terassen-Restaurant auf die Suche nach Reparaturmaterial für sein Motorrad macht und unter ungläubigen Blicken mancher Gäste ein Stück Gartenschlauch absäbelt. Nach einer nachmittäglichen Erschöpfungspause haben wir uns Abends erneut getroffen um noch die alte Statdmauer zu erklimmen und anschließend in einem der zahlreichen Restaurants in der Altstadt gemeinsam zu essen und - wie sollte es anders sein (?) - auch ein Bierchen zu trinken.

12. Mai 2019

Am nächsten Morgen wurden unsere Eisengäule aufgesattelt, um uns dann erneut auf einen beschwerlichen Weg nach Bukahra zu machen. Die ersten Kilometer waren erstaunlich klaglos zu bewältigen. Wir hatten den Eindruck, oder besser gesagt die Hoffnung, dass zwischen den touristischen Städten Samarkant, Bukhara und Xiva eine ordentliche Teerdecke den Tourismus-Verkehr erleichtern würde. Aber denkste! 50km vor Bukhara wieder eine staubig schlechte Katastrophenstrecke die all unsere Konzentration und Kräfte erforderte. Fast hätte es auch eine Katastrophe gegeben, als Ralf zunächst unschlüssig auf Höhe eines Getränkestandes die Geschwindigkeit verlangsamte um dann doch einen 360Grad-Turn nach links einzuleiten, gerade in dem Moment, als wieder einer der Einheimischen mit 80-100Sachen über die Schlaglöcher bretternd uns überholen wollte. Ich sah das Auto im Rückspiegel kommen und versuchte mit meiner Micky-Maus-Hupe Ralf zu warnen. Doch Ralf rollte schon quer zur Fahrbahn. Nur der Geistesgegenwertigkeit des Autofahrers ist es zu verdanken, dass es nicht zu einem folgenschweren Aufprall gekommen ist. Mit einer riesigen Staubfontaine wich das Auto nach links über eine Schotterauffahrt aus und konnte gerade noch rechtzeitig wieder zurück auf die Straße lenken. Danach waren wir alle etwas geschockt.

Ohne weitere Worte über den Vorfall zu verlieren, tranken wir schnell eine kalte Cola und machten uns auf die letzten Kilometer zur nächsten Seidenstraßen-Kultstätte Bukhara. Ralf als Navigator lotste uns in Bukhara durch einige kleine Gassen, um zum Hostel zu kommen. Auch hier wieder ein äußerst freundlicher Empfang des Hostelbesitzers, der uns gleich einen Stellplatz für unsere Motorräder zuwies. Moment! Neben einer KTM Super Duke und einer anderen Honda Africa Twin, beide aus Augsburg? Die kenne ich doch noch aus Beineu! Dave und Jörg sind auch hier, das ist toll! Nach wenigen Minuten standen alle zusammen vorm Hostel und hatten einen netten Plausch bei einem, wie soll es anders sein (?) - kühlen Bier.

13. und 14. Mai 2019

Die nächsten 2 Tage waren wenig spektakulär: historische Gebäude anschauen, Geld besorgen, Motorräder pflegen und zum Teil reparieren. Das Zentrum Bukharas ist ganz nett gemacht. Sehr grün und parkähnlich angelegt, mit hohen Bäumen und um einen kleinen See herum mit zahlreichen Cafés und Restaurants. Das ganze hatte irgendwie einen mediterranen Flair. Irgendwann an diesen Tagen wollten auch Wolfgang und Seyda in Bukhara eintreffen. Sie hatten von mir die Adresse unserer Unterkunft bekommen. Als Klaus, Ralf und ich uns direkt am See von den Strapazen des Geldholens bei - wie soll es anders sein (?) einem kühlen Bier ausruhten, sah ich Wolfgang und Seyda von weitem mit Tragetaschen bepackt in Richtung Hostel gehen. Mit einem Sprint konnte ich sie einholen und sie zu einem Bier mit uns am Tisch einladen. Es war wieder einer der netten Abenden mit gemeinsamen Essen in einem 0 Sterne Restaurant in einer kleinen Seitengasse unweit vom Hostel entfernt.

15. Mai 2019

Unser nächstes Etappenziel war Samarkand. Die 250km lange Strecke führte durch teils hügeliges Gelände und war relativ gut fahrbar. An dem Tag wurde es allerdings unerträglich heiß. Und so waren wir froh, am frühen Nachmittag unsere Fahrt beenden zu können. Das ausgesuchte Hostel lag sehr zentral an allen Sehenswürdigkeiten aber es gefiel mir nicht wirklich. Die Betreiber waren sehr ungesellig und die gesamte Bausubstanz seit Jahrzehnten vor sich hin marodierend. Sicher war auch schon nach der Neuerstellung bereits das meiste nur dahin-gepfuscht. Auf dem ersten zugewiesenen Zimmer gab es zwar eine Klimaanlage. Aber auf der Kloschüssel musste man wie auf einem Motorrad das Gleichgewicht halten um nicht umzufallen. Seitlich wäre ja nicht sooo schlimm, aber auch die Neigebewegung der gesamten Kloschüssel nach vorne und hinten musste aktiv kontrolliert werden, sonst wäre die Schüssel nach vorne im Estrich eingesunken und der Spülkasten ins Kreuz geschlagen. Dies sahen auch die Betreiber ein und wiesen uns ein anderes Zimmer zu. Das neue Zimmer hatte statt 4 nur 3 Betten, somit weniger Ablagefläche und war auch sonst nicht viel besser. Aber das Klo hatte wenigstens eine kippstabile Dreipunktverankerung und ABS. Der erste Spaziergang entlang der abgesperrten Sehenswürdigkeiten war schon beindruckend. Die Sonne war kurz vor dem Untergang und tauchte alles in angenehmes warmes Licht. Aber Klaus und Ralkf hatten Hunger und so begaben wir uns gleich gegenüber der Parkanlage in ein touristisches Lokal. Ich wählte wie immer Plow - mir viel Reis, Rosinen keine Zwiebeln und wenig Fleisch. Es war ganz ok. Auf dem Rückweg entdeckten wir ein anderes Lokal, dass etwas von der Straße zurückversetzt - ich sag es mal so interessant aussah. Meine

16. Mai 2019

Ein neuer Gammeltag brach herein und das Frühstück vermochte uns keine Zauberkräfte verleihen. So blieb es angesichts der angesagten Gewitter beim relaxen und Blog schreiben. Erst am späten Nachmiitag, das Gewitter hatte sich verzogen und einen mehstündiugen Stromausfall im Zentrum verusacht, trauten wir uns aus unseren Löchern, um uns auf die Suche - wie sollte es anders sein (?) nach einem kühlen Bier und etwas Eßbarem zu machen.

17. Mai 2019

1Morgens noch am Blog geschrieben, da es aber später gewitrig werden sollte beeilten wir uns um noch bei Sonnenschein die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Samarkands Mädresa zu besuchen. Es sind schon gigantisch schöne Bauwerke, aber auch Touristenrummel.

Als nächstes gab es einen längeren Fußmarsch um zum Präsidenten-Hotel mit Geldautomaten zu gelangen. Auf dem Rückweg kehrten wir in eines der typischen Touristik-Lokale ein, die mit gegrillten Fleischspieschen vor der Eingangstür ihre Gäste versuchen zu gewinnen.

Da ich mir nichts aus Fleisch mache, bestellte ich mir mal wieder Plow, dass ich eigentlich als mein Überlebensmittel für die sämtliche Stan-Länder auserkohren hatte, viel Reis mit Paprika-Gemüse und Rosinen, und dekoriert mit 4 dünnen Fleischstückchen. Doch irgend etwas stimmte nicht mit dem Essen, es dauerte etwa 1 Stunde, bis mir richtig schlecht wurde und nochmals 1 Stunde bis zum ersten Durchmarsch und das Finale endete dann... naja ich hab mir das Essen nochmal durch den Kopf gehen lassen.

18. Mai 2019

Mein Magen-Darm-Trakt spielt immer noch verrückt - aber zum Glück muss ich mich nicht mehr übergeben. Leider war ich aber so angeschlagen, dass ich die meißte Zeit zwischen Bett und Toilette hin und hergewandert bin. Es gab nichts, worauf ich Apettit gehabt hätte, außer auf Bananen. Wolfgang und Seyda waren auch mittlerweile in Samarkand eingetroffen und besuchten uns kurz, ich war zu platt um darauf wirklich angemessen zu reagieren. Im Nachhinein tut mir das Leid. Auch das Ralf und Klaus eine gigantische Lasershow sehen konnten, ist mir nur im Nachhinein erzählt worden. Zumindest auf deren Kameradisplay konnte ich mir eine Vorstellung von dieser Veranstaltungen machen.

19. Mai 2019

Eine halbe Ausreise aus Usbekistan, wieder mal so ein typischer Engel-Vopaux. Die ganze Zeit bin ich der Meinung, dass mein Visum für Tadschikistan ab dem 19.05. gültig ist. Doch als wir nach einer einstündigen Fahrt durch eine sehr ländlich geprägten Landschaft von Samarkand an der Grenze angekommen sind und das Ausreiseprozedre aus Usbekistan überstanden haben, scheint es bei der Einreise-Passkontrolle irgend ein Problem zu geben.

Die Fortsetzung findet in Tadschikistan statt: hier klicken