Bosnien und Herzegowina
Montag, 18.März 2019
Die Ausreise aus Kroatien: Grenzer, wie Grenzer in der Regel nun mal sind: ernste Miene und sturr. Die Einreise nach Bosnien: "Papiere" - Reisepass und Fahrzeugpapiere überreicht, ein zweiter Grenzer kommt aus seinem Nachbarhäuschen, schaut aufs Kennzeichen "Wo fahren Sie hin?" "Seidenstrasse bis in die Mongolei und über Russland zurück" "Was?!" ... er übersetzt es seinen Kollegen ... der Kollege deutet auf die Flaschen am Gabelholm "Wodka?" .. ich: "Scotch Whiskey!" ... "bosnische Mafia?" ... "No, Russian Mafia " - Gelächter! Zum Schluss standen 5 nette bosnische Grenzpolizisten um mich herum und wünschten mir eine gute Reise. Einem Gruppenfoto hätten sie fast zugestimmt, aber dann waren wohl doch die Vorschriften im Weg.
So wie an der Grenze, hat mich auch Mostar empfangen. Durch eine enge Seitengasse schlängelte ich mein Motorrad bis vor ein Hostel mit großem Eisentor. Eisentor ist immer gut, dachte ich mir - um ein Motorrad dahinter zu verstecken. Also vom Motorrad aus an der Tür geklingelt, ein nette Dame macht auf. In gebrochenem Englisch sagt sie, dass das Hostel erst in 1 Woche öffnet. Nach kurzer Rücksprache mit ihrem Mann, bat sie mich doch hinein. So bin ich nun hier gelandet.
Dienstag, 19.März 2019 - @drätscht
Der Regentag war angekündigt, was mir gerade recht war. So konnte ich das bisher Erlebte niederschreiben, bevor es in meinen Hirnwindungen verschwindet. Der Regen wollte nicht aufhören! Meine Vorräte an Brot und Käse gingen zur Neige und Klopapier aufzufüllen scheint dem Hostel-Betreiber nicht so wichtig. Also meine Regenjacke und All Stars angezogen und ab ging es zur kombinierten Shopping & Sightseeing-Tour.
Ein ausgedehnter Spaziergang durch die rustikale Altstadt war trotz Regen sehr schön. Eine deutsche Reisegruppe, die gestern gleichzeitig mit mir vor dem Hostel stand und mit denen ich ein paar Worte wechselte, traf ich heute wieder. Eigentlich ganz nett, aber als Gruppe völlig uneins. Jeder versuchte seine Interessen durchzusetzen, was als nächstes bei dem Shitwetter zu machen ist. Nee, nee - da ziehe ich doch lieber alleine los. Ein erneuter abendlicher Rundgang ist aufgrund meiner völlig duchnässten Turnschuhe eher unwahrscheinlich. So sitze ich wieder auf meinem Hochbett, über mir knattert die Klimaanlage mit voreingestellten 32Grad und ich schreibe ...
Mittwoch, 20.März 2019
Mostar zu verlassen, jetzt wo endlich nach einem komplett verregneten Tag wieder die Sonne schien, war eigentlich schade. Die Stadt hat echt Charme - die Menschen hier sowieso. Der Abschied vom Betreiber des Hostels war herzlich und einfach... nett! Zum Glück hatte ich mein Sitz-Schafsfell zu Beginn des Regens abdecken können, sonst wäre die Weiterfahrt sicher etwas ungemütlicher geworden. Die Strecke durch das Hinterland von Bosnien & Herzegowina war relativ einsam, kaum Autos oder LKWs. Die Straßen sind zum Teil neu geteert und in sehr gutem Zustand. Nur in engeren Passagen und vor allem Ortsdurchfahrten sollte man auf Schlaglöcher und Polizisten achten.
Die gesamte Balkanregion, zumindest in der ich nun entlang gefahren bin, wird überwiegend von schroffen Felsen und steinigen Geröllebenen dominiert. Nur Büsche und relativ wenige Bäume sind hier zu finden. Da um diese Jahreszeit die Vegetation noch nicht richtig erwacht ist, erscheint die gesamte Landschaft noch in einem grau und rötlich braunem Farbton. Wenn da nicht der Mensch wäre! Denn dieser versteht es gekonnt das Landschaftsbild zu verändern. Er hinterlässt wo es nur geht, meist am Straßenrand, bunte Farbtupfer in Form von Plastiktüten, PET-Flaschen aber auch Glas in allen Farben, hübsch anzusehende ausgediente Matratzen und ganze Möbelstücke. Vom Winde verweht hängen diese Plastiktüten in Büschen und Bäumen so weit das Auge reicht. Alles sehr kreativ! Es ist wirklich Wahnsinn und frustrierend, wie hier konsumiert und einfach der Müll am Straßenrand weggeworfen wird. Diese Länder versinken im eigenen Müll, der letztendlich auch in unser aller Meere und Ozeane geweht wird. Wann erwacht hier die Bevölkerung und steuert dagegen? Oder bin ich einfach nur zu deutsch in meinem Empfinden?
Bisher hatte ich stets Glück, dass die zahlreichen Geschwindigkeitskontrollen entweder auf der anderen Strassenseite stattfanden, oder ein vorausfahrendes Fahrzeug regelte meine eigene Geschwindigkeit. Ich fahre gerne vorausschauend und zügig wenn die Straßen frei sind. Gerast wird allerdings nicht. Dazu allerdings später mehr. In Wohngebieten passe ich meine Geschwindigkeit sowieso immer so an, dass ich jederzeit einem von einem Grundstück herausstobendem Hund (meist laut bellend) stets ausweichen kann. Allerdings für mich anstrengend sind die sehr geringen und zum Teil willkürlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Oft wird einem anhand der erlaubten Geschwindigkeit angezeigt, welchen Kurvenradius man als nächstes zu erwarten hat. In den meisten Fällen könnten diese mit mehr als der doppelten Geschwindigkeit gefahrlos durchfahren werden. Nur eine Gefahr in unübersichtlichen Kurven besteht immer - Felssturz! Großen Felsbrocken auszuweichen gehört zur Tagesordnung. Damit muss gerechnet werden.
So erreichte ich nach wenigen Stunden die Grenze zu Montenegro.
Servus & Nodda (Heimatliebe und Dialektpflege)
Opa Jürgen Engel